Adnoc übernimmt Covestro: Eine strategische Übernahme


Die Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc) hat den deutschen Chemiekonzern Covestro für bis zu 16 Milliarden Euro übernommen. Nach langem Werben um den Dax-Konzern konnte Adnoc den Deal mit einem Angebot von 62 Euro je Aktie abschließen. Zusätzlich sicherte sich der Staatskonzern aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) eine Kapitalerhöhung von 10 %, wodurch Covestro weitere 1,2 Milliarden Euro einnimmt. Doch was bedeutet diese Übernahme für den deutschen Wirtschaftsstandort und das Know-how des Unternehmens?
Covestro: Ein bedeutender Akteur in der Kunststoffindustrie
Covestro wurde 2015 von Bayer als eigenständiges Unternehmen an die Börse gebracht und ist heute ein wichtiger Hersteller von Vorprodukten für verschiedene Industrien. Zu den Kunden von Covestro zählen die Automobil-, Bau- und Möbelbranche. Die Produkte des Konzerns finden sich etwa in Matratzen, Autositzen und sogar in den Rotorblättern von Windkraftanlagen wieder. Damit ist Covestro ein essenzieller Akteur in der globalen Kunststoffproduktion.
Adnoc: Ein strategischer Schachzug
Adnoc, der Staatskonzern aus Abu Dhabi, ist vor allem als Ölproduzent bekannt. Der Falke im Unternehmenslogo symbolisiert Fokus und Klarheit. Werte, die auch die Übernahme von Covestro prägen. Die VAE haben sich in den letzten Jahrzehnten wie man weiß zu einem wirtschaftlichen Machtzentrum entwickelt. Aktuell streben sie ganz klar eine Diversifizierung ihrer Einnahmequellen an. Der Grund darin liegt in dem Willen, ihre Abhängigkeit vom Öl zu verringern.
Über ein Jahr hinweg umwarb Adnoc Covestro. Nun konnte man endlich eine Investitionsvereinbarung abschließen.
Die Übernahme ist dabei Teil einer langfristigen Strategie, die darauf abzielt, das Geschäftsfeld von Adnoc zu erweitern und das Unternehmen auf nachhaltiges Wachstum auszurichten.

Deutschland: Verlust von Know-how?
Während die Übernahme auf den ersten Blick ein positives Signal für die Attraktivität deutscher Unternehmen auf dem Weltmarkt ist, werden auch kritische Stimmen laut. Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING für Deutschland und Österreich, erinnert daran, dass Deutschland in der Vergangenheit bei ähnlichen Übernahmen naiv agierte. So hätten chinesische Unternehmen in den 2010er Jahren deutsche Technologie aufgekauft und sich anschließend selbst weiterentwickelt, was zu einem langfristigen Know-how-Verlust für Deutschland führte.
Einige Volkswirte warnen vor einer Wiederholung dieses Szenarios und fordern Deutschland daher klar auf, seine Kompetenzen besser zu schützen.
Sicherheit für Covestro-Mitarbeiter
Ein wichtiger Teil der Vereinbarung zwischen Adnoc und Covestro ist der Schutz der Arbeitsplätze. Adnoc verpflichtet sich, bis Ende 2028 keine wesentlichen Änderungen bei Covestro vorzunehmen. Zudem sind die rund 17.500 Mitarbeiter des Konzerns, davon knapp 7.000 in Deutschland, bis 2032 vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt. Covestro-CEO Markus Steilemann sieht in der Übernahme eine große Chance, das Unternehmen weiter voranzubringen und bezeichnet die Adnoc-Investition als den richtigen Schritt für das zukünftige Wachstum.
Adnoc: Weg vom Öl hin zur Nachhaltigkeit
Die Übernahme von Covestro passt zu Adnocs Strategie, sich von fossilen Brennstoffen zu lösen und in nachhaltige Technologien zu investieren. Covestro wird zur Plattform für Adnocs Performance Materials- und Spezialchemie-Geschäft. Der Ölkonzern plant, sein Geschäft in Bereichen wie kohlenstoffarme Brennstoffe, Wasserstoff und Flüssigerdgas auszubauen.
Das Know-how von Covestro wird hierbei eine zentrale Rolle spielen, da der Konzern fortschrittliche Materialien liefert, die beispielsweise in Elektrofahrzeugen, Dämmstoffen und technischen Kunststoffen Verwendung finden.
Zukunftsaussichten für Covestro und Adnoc
Adnoc verfolgt das Ziel, eines der weltweit führenden fünf Chemieunternehmen zu werden. Der Fokus liegt dabei auf nachhaltigem Wachstum und der Sicherung von Marktanteilen in hochattraktiven Branchen. Covestro wird nun Teil einer globalen Wachstumsstrategie, die weit über das traditionelle Ölgeschäft hinausgeht.
Für Deutschland stellt sich weiterhin die Frage, ob das Land seine Schlüsselindustrien ausreichend schützt oder ob die Übernahme ein weiterer Schritt in Richtung des Verlusts von technologischem Know-how ist.
