Biotechnologieunternehmen Qiagen setzt auf neue PCR-Tests
Die Biotechnologiebranche in den USA erlebt derzeit einen starken Aufschwung. Auch Qiagen, ein Unternehmen aus Hilden, fokussiert sich zunehmend auf den amerikanischen Markt und setzt laut CEO Thierry Bernard auf innovative Technologien.
Neuausrichtung auf Kernprodukte und den amerikanischen Markt
Thierry Bernard, der CEO von Qiagen, betont die strategische Neuausrichtung des Unternehmens hin zu zukunftsweisenden Kernprodukten mit besonderem Augenmerk auf den US-Markt. Dies verkündete er im Rahmen des Qiagen-Kapitalmarkttages in New York. „Die USA sind im Gesundheits- und Diagnostiksektor der dynamischste und innovativste Markt der Welt“, erklärt Bernard.
Einzigartige Innovationskraft der USA
Laut Bernard resultieren die bedeutendsten Innovationen der letzten acht Jahre größtenteils aus den USA. Die dort ansässigen Start-ups würden eine zentrale Rolle spielen. Dies gilt insbesondere für die digitale PCR-Technologie, die Flüssigbiopsie, die Krebszellen im Blut erkennt, und für Begleitdiagnostika, die im Urin anzeigen können, ob ein Krebs zurückgekehrt ist.
PCR-Technologie: Ein Quantensprung
Die PCR-Methode, die auf der Vervielfältigung von DNA-Abschnitten basiert, wird zur Diagnose verschiedenster Krankheiten eingesetzt. Bernard vergleicht den Fortschritt von traditionellen zu digitalen PCR-Tests mit dem Übergang von alten Nokia-Handys zu Smartphones. Auf einem Smartphone-großen Chip wird die Probe in Tausende Einzelteile aufgespalten und analysiert. Diese Technik kann nicht nur Blut- und Urinproben, sondern auch Abwasserproben aus Klärwerken untersuchen, um die Virusverbreitung in einer Gemeinde zu überwachen.
Bedeutung des US-Marktes und globale Ausrichtung
Bernard betont die Bedeutung des US-Marktes für Qiagen. Obwohl das Unternehmen in den Niederlanden registriert ist und seine europäische Zentrale in Hilden hat, lebt Bernard in Boston. Seine Präsenz in den USA ermöglicht es ihm, den Puls des wichtigsten Marktes zu fühlen. „Wir sind ein globales Unternehmen mit deutschen Wurzeln, aber unsere Topmanager müssen nah an den Kunden sein“, so Bernard.
Über Qiagen
Qiagen, 1984 gegründet, zählt mit einer Marktkapitalisierung von 8,62 Milliarden Euro zu den führenden deutschen Biotechnologiefirmen. Das Unternehmen liefert weltweit Labore mit Reagenzien und Technologien zur Analyse von Nukleinsäuren. Fast die Hälfte des Umsatzes wird in den USA erwirtschaftet.
Trotz des Erfolgs hat Qiagen allerdings mit einer schwankenden Nachfrage zu kämpfen und musste kürzlich das PCR-Testsystem „Neumodx“ einstellen. Künftig will sich das Unternehmen stärker auf digitale PCRs konzentrieren, die auch zur Erkennung von Krebs und Erbkrankheiten eingesetzt werden können. Bernard hebt unter anderem die drastische Senkung der Kosten für Gensequenzierungen hervor, betont jedoch die Notwendigkeit ärztlicher Interpretation der Ergebnisse.
Flüssigbiopsie: Die Zukunft der Krebsdiagnostik
Die Flüssigbiopsie, die Krebszellen im Blut nachweist, wird als eines der vielversprechendsten Themen der nächsten Jahre angesehen. Bernard betont im Zusammenhang damit, dass der Umgang mit den Testergebnissen sorgfältig überlegt werden muss, um unnötige Panik bei Patienten zu vermeiden. Flüssigbiopsien könnten sich besonders zur Überwachung des Krankheitsverlaufs eignen. Klinische Tests müssen dies jedoch erst noch beweisen.
Qiagen: Blick nach vorn
Trotz der Herausforderungen bleibt Qiagen optimistisch und strebt für 2024 einen Umsatz von zwei Milliarden Dollar an. Die Entwicklungen im Bereich der digitalen PCR-Technologie und der Flüssigbiopsie versprechen eine spannende Zukunft für das Unternehmen.