Continental könnte Konzern spalten
Continental prüft, sich von seinem Autozuliefergeschäft zu trennen. Bis Jahresende soll die wichtige strategische Entscheidung fallen. Für Continental wäre dies ein Bruch mit der Strategie der letzten 20 Jahre.
Aufspaltung als strategischer Wendepunkt
Continental hat überraschend angekündigt, die Abtrennung seiner Autozulieferungssparte vom Hauptunternehmen zu prüfen. Diese Sparte könnte zukünftig separat an der Börse notiert werden. Die verbleibenden Bereiche wären das Reifen- und Industriegeschäft, die zusammen noch einen Umsatz von etwa 20 Milliarden Euro erzielen würden. Continental verfolgt den Plan, durch die Aufteilung das Wert- und Wachstumspotenzial der beiden getrennten Konzerne zu maximieren. Bis Ende des Jahres sollen die Details dieser Pläne geprüft und eine Entscheidung getroffen werden.
Gründe und Hintergründe der möglichen Trennung von Continental
Externe Faktoren werden als Hauptgründe für diese Überlegungen angegeben. Von Hirschheydt, Executive Board member der Continental AG, betont, dass die Autoindustrie sich in einem disruptiven Umfeld befinde, das flexible und unabhängige Unternehmensstrukturen erfordere. Auch die Marktvolatilität, die flexible Reaktionen notwendig macht, ist stark gestiegen. Eine unabhängige Automotive-Sparte könnte zudem einfacher Partnerschaften eingehen und schneller auf Marktveränderungen reagieren.
Continental: Herausforderungen und Voraussetzungen für die Abspaltung
Die Umsetzung der Abspaltung soll bis Ende 2025 abgeschlossen sein. Dabei müssen jedoch zwei wesentliche Voraussetzungen erfüllt werden. Zum einen muss die Automotive-Sparte „kapitalmarktfähig“ gemacht werden. Dies kann nur durch erfolgreiche Sparmaßnahmen und den Abbau von über 7000 Stellen weltweit möglich sein.
Zum anderen muss Continental der neuen Einheit genügend liquide Mittel bereitstellen. Im Jahr 2021 spaltete Continental bereits die Antriebssparte Vitesco ab und stellte dafür 660 Millionen Euro zur Verfügung. Wie viel Kapital bei der jetzt geplanten Abspaltung fließen wird, ist noch unklar.
Continental: Historische Rückkehr und strategische Fehler
Eine Abspaltung der Automotive-Sparte würde Continental im Wesentlichen zu seinen Wurzeln als Reifenhersteller zurückführen. Vor über 20 Jahren begann das Unternehmen, sich ins Autozuliefergeschäft einzukaufen. Diese Strategie war kostspielig, da viel Kapital beispielsweise in Teves und Siemens VDO investiert wurde. Diese Investitionen führten nicht zu den erhofften Synergien und brachten in den letzten Jahren erhebliche Verluste. Die Herausforderungen führten dazu, dass die Automobilsparte seit 2018 Schwierigkeiten hatte, sich zu stabilisieren.
Reaktionen von Analysten und Investoren
Analysten und Investoren reagieren gemischt auf die Pläne. David Lesne von der Schweizer Investmentbank UBS glaubt, dass Investoren der Automotive-Einheit skeptisch gegenüberstehen, solange die angestrebte Gewinnmarge von 6 bis 8 % nicht nachhaltig erreicht wird. Auch die Analysten des Vermögensverwalters Bernstein sind skeptisch, da die Automotive-Sparte seit Jahren einen negativen Cashflow aufweist und vom Reifengeschäft finanziert wird.
Trotz dieser Herausforderungen sieht der Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Reitzle in der Abspaltung neue Chancen für Anleger. Die Ankündigung zur Prüfung der Abspaltung führte zu einer positiven Reaktion auf dem Aktienmarkt, was zeigt, dass Investoren das Potenzial für eine Neuordnung der Unternehmensstruktur sehen.
Bisheriger Umsatz und Eigenkapitalquote auf Wachstumskurs bei Continental
Die Continental AG konnte im Jahr 2023 ihren Umsatz auf rund 41,4 Milliarden Euro steigern, was einem Anstieg von gut 5 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Zudem erhöhte sich die Eigenkapitalquote der Continental AG leicht auf etwa 37,4 %. Der höchste Wert der Eigenkapitalquote wurde 2018 mit 45,3 % erreicht.
Diese positiven Finanzkennzahlen spiegeln die Stabilität und das Wachstumspotenzial des Konzerns wider, trotz der aktuellen Herausforderungen und geplanten Umstrukturierungen. Auch wenn diese Zahlen ein solides Fundament darstellen, bleiben die operativen Herausforderungen insbesondere in der Automotive-Sparte bestehen.
Fazit
Vorstandschef Setzer hat in der Vergangenheit stets für einen Verbleib der Sparte im Konzern plädiert, sieht sich jedoch nun mit den dynamischen Veränderungen der Märkte konfrontiert. Die Entscheidung zur möglichen Aufspaltung steht daher als strategischer Wendepunkt für Continental. Eine mögliche Abspaltung könnte den Konzern flexibler und fokussierter machen, was langfristig zu einer besseren Positionierung auf dem globalen Markt führen könnte.