Lufthansa baut Flotte um
Die Lufthansa steht vor großen Herausforderungen, die sich aufgrund von Lieferproblemen bei Boeing und Schwierigkeiten am Flughafen München ergeben. Diese Umstände zwingen die Airline zu einer umfassenden Neuausrichtung ihrer Flottenstrategie.
Besonders bemerkenswert ist die Rückkehr eines beliebten Flugzeugmodells, das bereits als ausgemustert galt. Welche konkreten Folgen das für die Passagiere hat und wie Lufthansa darauf reagiert? Unternehmensportal.com hat die Antworten darauf.
Lieferprobleme bei Boeing: Der Frust wächst
Lufthansa-Chef Carsten Spohr machte bei einem internen Mitarbeitertreffen in München seinen Unmut über die andauernden Verzögerungen bei Boeing deutlich. Konkret geht es um den neuen Langstreckenjet Boeing 777X, dessen Auslieferung sich immer weiter verzögert. Ursprünglich sollten die ersten Flugzeuge ab 2021 an die Lufthansa übergeben werden, ausgestattet mit der neuen Business-Class „Allegris“. Doch aufgrund von Fertigungsproblemen, wie zuletzt Rissen am sogenannten Thrust Link, wurde der Liefertermin mehrfach verschoben. Nun rechnet Lufthansa nicht vor Ende 2026 mit den neuen Maschinen.
Erhebliche Auswirkungen auf Flugbetrieb
Diese Verzögerungen haben erhebliche Auswirkungen auf den Flugbetrieb. „Wir fliegen jetzt mit 41 modernen Flugzeugen weniger als wir geplant hatten“, beklagte Spohr. Zudem sei die Langstreckenflotte veraltet: „Wir fliegen auf der Langstrecke mit 23 alten Flugzeugen, die schon längst nicht mehr hätten fliegen sollen.“ Obwohl die Flugzeuge sicher seien und regelmäßig gewartet würden, sei der Zustand für die Passagiere nicht ideal, da die alten Sitze oft defekt seien.
Probleme am Flughafen München
Nicht nur Boeing bereitet der Lufthansa Probleme, auch der Flughafen München entwickelt sich zunehmend zu einer Herausforderung. Der Münchner Flughafen, lange ein Vorzeigestandort, kämpft aufgrund der hohen Lebenshaltungskosten in der Region und dem Mangel an Fachkräften mit erheblichen Pünktlichkeitsproblemen.
Dies führt zu Unzufriedenheit bei den Passagieren, was sich negativ auf den sogenannten Net Promoter Score (NPS) auswirkt. Dabei handelt es sich um einen Wert, der angibt, wie wahrscheinlich es ist, dass Kunden die Airline weiterempfehlen. Spohr gab zu, dass der NPS bei verspäteten Flügen um bis zu 20 Punkte schlechter ausfalle als bei pünktlichen Verbindungen.
Lufthansa bricht wichtige Regel
Um die Lage zu verbessern, plant Lufthansa, fünf der in München stationierten Airbus A350-900 im Sommer 2025 nach Frankfurt zu verlegen. Damit bricht die Airline mit einer wichtigen Regel, da bisher München als Airbus-Standort und Frankfurt als Boeing-Standort galten. Diese Entscheidung erfordert auch die Verlegung der entsprechend ausgebildeten Crews, was mit hohen Kosten verbunden ist.
Airbus A380 feiert überraschendes Comeback
Inmitten der Umstrukturierungen sticht eine Überraschung hervor: Der Airbus A380, lange als ineffizient und aufgrund seiner Größe schwer zu füllen angesehen, feiert bei Lufthansa ein unerwartetes Comeback. Ursprünglich sollte die Flotte dieses Superjumbos stillgelegt werden, doch aufgrund der aktuellen Lage hat Lufthansa den letzten verbliebenen A380 wieder in Betrieb genommen. Dies sorgt für Stabilität im Langstreckenbetrieb, da andere Modelle, wie die Boeing 787 (Dreamliner), weiterhin mit Verzögerungen kämpfen.
Geopolitische Herausforderungen: Auswirkungen auf den Flugplan
Neben den technischen und organisatorischen Problemen hat Lufthansa zusätzlich auch mit geopolitischen Herausforderungen zu kämpfen. Der andauernde Ukraine-Krieg führt dazu, dass westliche Airlines, darunter Lufthansa, den russischen Luftraum nicht mehr überfliegen dürfen. Im Gegensatz dazu können chinesische Airlines weiterhin den direkten und damit günstigeren Weg nach Europa nutzen, was zu einem Wettbewerbsvorteil führt.
Als Folge dieser Umstände steht sogar die traditionsreiche Flugverbindung von Frankfurt nach Peking auf dem Prüfstand. „Ich glaube, wir werden Frankfurt-Peking einstellen müssen, eine Strecke, die wir seit 30 Jahren jeden Tag fliegen“, erklärte Spohr. Auch andere Verbindungen, etwa nach Tel Aviv oder Teheran, sind aufgrund der angespannten geopolitischen Lage vorübergehend ausgesetzt.
Die Zukunft der Lufthansa-Flotte: Vereinfachung als Ziel
Um die Komplexität ihrer Flotte zu reduzieren, plant Lufthansa, den Einsatz des Airbus A340-600 bis zum Sommer 2025 zu beenden. Diese Maßnahme soll dazu beitragen, die Flotte übersichtlicher zu gestalten und die Effizienz zu steigern. Gleichzeitig bleibt die Herausforderung bestehen, ältere Modelle wie den A380 weiterhin zu betreiben, während auf die Auslieferung neuer Flugzeuge gewartet wird.
Lufthansa muss also einen schwierigen Balanceakt meistern, um weiterhin effizient und kundenfreundlich zu operieren.