Reebok-Gründer will mit KI-Schuh Branche aufmischen

Mehrere Reebok Schuhe stehen im Regal
Bloomberg/Bloomberg via Getty Images
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Mehrere Reebok Schuhe stehen im Regal
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Mit 90 Jahren denkt Joe Foster, der Mitbegründer der Traditionsmarke Reebok, nicht an Ruhestand. Stattdessen arbeitet er an einer Innovation, die die Schuhwelt verändern könnte. Gemeinsam mit einem jungen Start-up setzt er auf künstliche Intelligenz und 3D-Druck, um individuelle Schuhe zu schaffen, die perfekt zu ihren Trägern passen. Das Projekt trägt den Namen Syntilay und könnte zum Wendepunkt in der Schuhproduktion werden.

Maßarbeit aus dem Scanner

Die Idee hinter Syntilay klingt nach Zukunftsmusik, ist aber bereits Realität. Das Start-up hat ein Gerät entwickelt, das die Füße einer Person innerhalb weniger Sekunden millimetergenau vermisst. Dabei werden Länge, Breite, Form und selbst kleine Details der Zehen analysiert. Diese Daten nutzt eine KI, um ein exaktes 3D-Modell der Füße zu erstellen. Auf Grundlage dieses Modells fertigt ein 3D-Drucker dann den passenden Schuh – individuell für jeden Kunden und ohne herkömmliche Schuhgrößen.

Wer nicht in der Nähe eines dieser Geräte ist, kann den Vermessungsprozess auch per Smartphone durchführen. Eine App filmt die Füße und übermittelt die relevanten Daten an Syntilay. Anschließend werden die personalisierten Schuhe, die aus recyceltem Nylon und Thermoplastik bestehen, direkt nach Hause geliefert.

Junge Vision, alte Erfahrung

Die operative Leitung von Syntilay liegt bei Ben Weiss, einem 26-jährigen Unternehmer aus Florida. Foster, der Reebok vor Jahrzehnten zu einer globalen Marke machte, unterstützt ihn als Berater. Beide verbindet die Vision, die Schuhindustrie nachhaltiger und kundenorientierter zu gestalten. Weiss betrachtet Syntilay als eine Art „Tesla der Schuhwelt“ – ein Unternehmen, das mit neuem Denken und Technologie eine traditionelle Branche aufmischt.

Der erste Schuh des Unternehmens, ein sogenannter Slide, ist ein offener Schlupfschuh ohne Schnürsenkel. Er erinnert optisch an die bekannten Crocs, die vor einigen Jahren zum Trend wurden. Inzwischen gibt es aber auch geschlossene Modelle, die stärker an klassische Sneaker erinnern. Ziel ist es, Schuhe anzubieten, die höchsten Komfort bieten und sich dem Fuß so genau anpassen, dass sie wie eine zweite Haut sitzen.

Fußabdruck in schwarz auf weißem Hintergrund

Nachhaltigkeit trifft Kostenersparnis

Ein großer Vorteil des Syntilay-Konzepts liegt in der Produktion selbst. Weil Schuhe erst nach Bestellung individuell gedruckt werden, fallen keine Lagerkosten an. Außerdem werden durch den Einsatz von KI viele Designprozesse automatisiert, was die Produktionskosten deutlich senkt. Das Unternehmen muss keine Serien fertigen, keine überschüssigen Bestände lagern und spart so auch beim Transport.

Weiss finanziert das Projekt derzeit noch weitgehend selbst, wird aber inzwischen auch von Familie und Freunden unterstützt. Dank effizienter Abläufe konnten die Produktionskosten stark gesenkt werden. So liegt der Verkaufspreis für das Basismodell inzwischen bei rund 119 US-Dollar und bewegt sich damit auf dem Niveau vieler etablierter Marken.

Skepsis in der Branche

Trotz aller Begeisterung bleibt der Markt vorsichtig. Branchenexperten bezweifeln, dass Schuhe, die vollständig von KI entworfen werden, bei Konsumenten langfristig Erfolg haben. Viele Kunden schätzen das kreative Element und die „menschliche Handschrift“ hinter bekannten Marken wie Nike, Adidas oder Puma. Zudem fehlt es neuen Konzepten oft an Markenidentität und emotionalem Bezug, der für die Modebranche entscheidend ist.

Auch die Massenproduktion stellt eine Hürde dar. Zwar ist 3D-Druck ideal für maßgeschneiderte Einzelstücke, doch für große Stückzahlen fehlt bislang die nötige Druckkapazität. Foster sieht das gelassen. Für ihn gehe es im Moment nicht um Masse, sondern darum, Aufmerksamkeit zu schaffen und zu zeigen, dass eine neue Art der Schuhproduktion möglich ist.

Deutsche Technologie als Rückgrat

Für die technische Umsetzung arbeitet Syntilay mit dem Hamburger Unternehmen Zellerfeld zusammen. Die Firma hat sich auf den 3D-Druck von Schuhen spezialisiert und stellt ihre Plattform auch großen Marken zur Verfügung. Zuletzt hat Zellerfeld Partnerschaften mit Konzernen wie Nike geschlossen und eine zweite Produktionsstätte im texanischen Austin eröffnet, um die Kapazitäten zu erweitern.

Für Syntilay ist die Zusammenarbeit ein Glücksfall. Zellerfelds Technologie sorgt dafür, dass die Schuhe nicht nur passgenau, sondern auch besonders bequem sind. Erste medizinische Untersuchungen haben gezeigt, dass die individuelle Form sogar positive Auswirkungen auf Haltung und Bewegungsabläufe haben kann.

Zukünftig könnte jeder Kunde zum Schuhdesigner werden

In Zukunft will Syntilay seine Technologie weiterentwickeln und Kunden ermöglichen, eigene Designs zu gestalten. Damit könnte jeder Nutzer zum Schuhdesigner werden, unterstützt von künstlicher Intelligenz. Noch befindet sich das Start-up in der Anfangsphase, doch sowohl Gründer Weiss als auch Berater Foster sind überzeugt, dass personalisierte, nachhaltig produzierte Schuhe in wenigen Jahren zur Normalität werden könnten.

Joe Foster, der Reebok einst zu einem Weltkonzern machte, will damit ein zweites Mal die Branche verändern. Diesmal nicht mit Massenproduktion, sondern mit Individualität, Nachhaltigkeit und Hightech und vielleicht auch mit der Idee, dass Schuhe in Zukunft nicht mehr von der Stange kommen, sondern direkt aus dem Drucker.

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