Virtonomy: Methode für mehr Effizienz bei klinischen Studien

Unterlagen, auf denen ein Stethoskop liegt
Inhaltsverzeichnis:
Unterlagen, auf denen ein Stethoskop liegt

Das Münchner Start-up Virtonomy will die Entwicklung von Medizinprodukten mittels digitaler Patientenzwillinge beschleunigen.

Während die technische Simulation in Bereichen wie der Luftfahrt oder der Automobilindustrie bereits standardmäßig zum Einsatz kommt, findet sie in der Medizin noch selten Anwendung. Virtonomy will das ändern, indem es als eines der ersten Unternehmen virtuelle Prüfungen von Medizinprodukten anbietet.

Die Vorteile von virtuellen klinischen Studien liegen darin, dass sie schneller und flexibler für die Patienten durchgeführt werden können als klinische Studien vor Ort. Das Start-up Virtonomy geht mit der Software „iv-Patients“ den nächsten Schritt bei virtuellen klinischen Studien. Es wird ein digitaler Zwilling konstruiert, mit dem „in silico“ klinische Studien durchgeführt werden können.

Virtonomy will Medizintechnik in Industrie neu gestalten

Das Münchner Start-up verfolgt seit der Gründung im Jahre 2019 das Ziel, die Entwicklung von medizinischen Produkten zu beschleunigen. So sollen beispielsweise Herzklappen oder Implantate dank einer bestimmten Software getestet werden und somit schnellstmöglich zum Einsatz kommen.

Die Virtonomy-Gründer Dr. Simon Sonntag und Wen-Yang Chu haben die Mission, die Medizintechnik in der Industrie neu zu gestalten. Dr. Simon Sonntag arbeitet seit vielen Jahren in der Sparte der Medizintechnik. Wen-Yang Chu verfügt über eine langjährige Branchenerfahrung bei Philips Healthcare und ein umfangreiches Hintergrundwissen in der Softwareentwicklung.

Person sitzt vor zwei PCs,  Hand zeigt auf Code am Bildschirm.

Ein Großteil medizinischer Produkte wird immer noch an Tieren und Menschen getestet. Laut Dr. Sonntag würden rund 80 % davon jedoch gar nie erst auf den Markt kommen. Mit einer eigenen Virtonomy-Software würden sich unnötige Versuche an realen Körpern vermeiden lassen. Außerdem würde man Zeit und Kosten sparen, da das Produkt bereits in seiner frühen Entwicklungsphase virtuell getestet wird. So kann besonders zeitig erkannt werden, ob das Produkt Potenzial hat oder nicht.

Die Kosten für die Entwicklung eines neuen Medizinprodukts seien laut Dr. Sonntag in den letzten Jahren außerdem enorm gestiegen. Die Zeit bis zur Markteinführung bei Hochrisikoprodukten könne bis zu 10 Jahre dauern. Auch die Einhaltung der Vorschriften würde zunehmend schwieriger werden. Diese Hürden würden die medizinische Innovation beachtlich erschweren. 

In-Silico-Medizin vielversprechend

Schon seit vielen Jahren befasst sich Dr. Sonntag mit Computersimulationen. Seit über zehn Jahren verwendet er die Simulationstechnologie und hat das enorme Potenzial der Kombination mit digitalen Patientenzwillingen erkannt. Und zwar nicht nur zur Unterstützung der Entwicklung von Medizinprodukten, sondern auch für den Zulassungsprozess sowie für klinische Studien.

Fasziniert hat ihn auch die sogenannte „In-Silico-Medizin“. In ihr sieht Dr. Sonntag großes Potenzial. Zu Erkärung: Der Begriff „in silico“ meint Reaktionen bzw. Abläufe, die in der Computersimulation unter Verwendung von speziellen Programmen bzw. Algorithmen stattfinden. Frei von Menschen oder Tierversuchen. Die Bezeichnung ist darauf zurückzuführen, dass die meisten Computer-Chips auf Basis des chemischen Elements Silicium hergestellt werden.

Nachgeahmter menschlicher Körper anhand einer Puppe zur Veranschaulichung

Computer liefert exakte Ergebnisse

„Mit einer Software-as-a-Service-Lösung (kurz: SaaS) könne man im Computer simulieren, wie sich Implantate unter bestimmten Konditionen des Patienten verhalten“, führt Dr. Sonntag das Prinzip aus.

Um das jeweilige Produkt so umfangreich wie möglich zu testen, bedient sich Virtonomy einer großen Datenbank. Diese beinhaltet sämtliche klinische Daten von unterschiedlichen Patienten und stellt sicher, dass auch häufig unterrepräsentierte Gruppen wie Frauen und Kinder in die Tests miteinbezogen werden.

Internationale Kunden

Die Virtonomy-Software ist hauptsächlich für Medizintechnikfirmen gedacht, die sich auf Produkte wie Herzklappen, Herzschrittmacher oder Stents spezialisiert haben. Laut Aussagen des Unternehmens hat man bereits Kunden in Europa, Asien und den USA.

In Bezug auf konkrete Unternehmenskennzahlen wie den Umsatz, gibt es seitens Virtonomy keine Auskunft. Bekannt ist, dass sich das Start-up im Jahr 2021 über ein Investment im siebenstelligen Bereich freuen durfte. Als Investoren konnten bereits Accenture Ventures, Honeystone Ventures, Pace Ventures und die Springboard Health Angels an Land gezogen werden.

Zukünftig will man in verschiedenen Märkten und international mit der Expansion in die USA und nach Asien deutlich wachsen.

Welche Vision verfolgt Ihr Unternehmen? Lassen Sie Unternehmensportal.com auch über Sie berichten! Klicken Sie dazu auf den Button!
Verwendete Tags im Artikel