Grohe investiert in Beteiligungen
Grohe ist Spezialist für Badezimmer. Das Unternehmen geht nun einen ungewöhnlichen Schritt und investiert mit einer Beteiligungsgesellschaft in andere Mittelständler. Das erfolgreiche Familienunternehmen verdoppelt nun sein Beteiligungskapital auf 200 Millionen Euro. Die Investition in den Schwarzwälder Maschinenbauer Benzinger wird bereits die vierte Beteiligung.
Bewegte Familiengeschichte
Mit einer bewegten Familiengeschichte konnte und musste das Unternehmen viel Erfahrung aufgrund unterschiedlicher Interessen der Familienmitglieder sammeln. So wurde neben dem Unternehmen Hansgrohe auch noch von Friedrich Grohe, einem Sohn aus zweiter Ehe des Firmengründers Hans Grohe, die Grohe AG gegründet. Vorerst versuchte man eine Teilung der Märkte. Hansgrohe bot Duschköpfe an, Grohe Armaturen. Doch die Konkurrenz wuchs und ist bis heute geblieben.
Strategie von Grohe
Grohe stand vor großen Entscheidungen. Sollen die Erben des Unternehmens dieses selbst operativ weiterführen oder soll es an Manager von außen übergeben werden? Soll das Unternehmen verkauft werden und die Beteiligung der Familie, die sehr groß ist bei Grohe, dem Ende zugehen? Grohe hat sich zu folgendem Schritt entschieden: Die Strategie des Unternehmens lautet derzeit, Investoren zu finden und sich an unterschiedlichen Unternehmen zu beteiligen.
Philippe und Richard Grohe führen den Betrieb, den die Großeltern gegründet haben. Grohe ist eines der bekanntesten deutschen Unternehmen, das schon viel ausprobiert hat. Grohe ist Weltmarktführer, mit Hauptsitz im Schwarzwald. Die Erfindung einer kultivierten Dusche sowie später auch die Erfindung der Duschstange gehen auf den Unternehmensgründer zurück. Schlichtes Design, unübertroffene Nutzbarkeit. Die folgende Statistik zeigt den weltweiten Umsatz der Hansgrohe SE in den Jahren 2010 bis 2022 in Millionen Euro. Im Jahr 2022 erwirtschaftete Hansgrohe einen weltweiten Umsatz von 1,53 Milliarden Euro.
Gründung der Syngroh-Beteiligungsgesellschaft
Zwischen 1985 und 2003 veräußerten mehrere Familienstämme ihre Anteile schrittweise an das US-Unternehmen Masco. Die Gründe dafür sind in der riesigen Familie zu finden. Der Familienstamm Klaus Grohe behielt allerdings Unternehmensanteile von knapp 32 %. Mittlerweile wurde die Syngroh-Beteiligungsgesellschaft gegründet, die nach außen hin mit einer Stimme fungiert. Ziel ist es, dass die Syngroh-Tochter Syngroh Capital, die etwa ein Drittel des Familienvermögens hält, dieses außerhalb von Hansgrohe anlegen soll. Hier wird im weitesten Sinne in Haustechnik investiert. Dieser Bereich boomt in Zeiten der Energiewende. Mit dieser Strategie ist das Unternehmen auch zum Investor geworden. „Wir glauben, dass wir zur Kultur der Beteiligungsunternehmen etwas beitragen können“, erklärt Philippe Grohe.
Beteiligung am Maschinenbauer Benzinger
Benzinger ist die jüngste Firmenbeteiligung. Gegründet im Jahr 1916 in Pforzheim beliefert der Dreh- und Fräsmaschinenproduzent unter anderem namhafte Hersteller von Luxusuhren. Seine Präzisionsmaschinen sind in der lukrativen Nische laut eigenen Angaben marktführend. Die Systeme werden im Bereich der Optik, Feinmechanik, Medizintechnik sowie bei Autozulieferern und in der Luft- und Raumfahrt eingesetzt. Grohe ist nun an einem langfristigen Engagement interessiert. Genaue Details über die Höhe der Beteiligung sind nicht bekannt.
Es handelt sich jedoch um die vierte industrielle Beteiligung von Syngroh. Das verfügbare Kapital habe sich inzwischen auf 200 Millionen Euro verdoppelt, erklärte Richard Grohe. Bereits die Hälfte davon ist investiert. Zum Portfolio gehören Beteiligungen am Gebäudetechniker KMLS, am Presswerkzeughersteller Novopress und am Kochfeldspezialisten Termacook. „Wir kaufen keine Sanierungsfälle“, erklärte Richard Grohe.
Umfangreiche Verhandlungen
Grohe sucht für seine Beteiligungen Unternehmen mit „Mut zur Nische“ und wird dabei von Investmentbanken wie Robert Clausen, der früher für die Credit Suisse arbeitete, beraten. Es werden zwischen 160 und 240 Beteiligungen pro Jahr geprüft. „Wir haben anders als Beteiligungsfonds keinen Anlagedruck und können daher marktübliche Preise zahlen“, betont Grohe.
Ein wichtiges Kriterium für Grohe bei der Suche nach entsprechenden Unternehmen ist, dass deren Eigentümerfamilien die Geschäfte nicht selbst weiterführen. Die Interessen der nächsten Generation sollen nicht im Bereich des Stammgeschäfts liegen. Grohe vertritt die Meinung, dass mittelständische Unternehmen besonders gut darin sind, aus komplizierten Dingen einfache Prozesse zu machen, doch die Innovationskraft kann oft verloren gehen. Das Unternehmen möchte daher mit den Beteiligungen erreichen, dass Unternehmen auch aus alten Fahrwassern ausbrechen und sich auf Unbekanntes einlassen.
Fazit: Grohe verfolgt somit eine durchaus interessante Strategie, deren Erfolg sich in den nächsten Jahren zeigen wird.