Moderna bringt Impfstoff gegen Krebs auf den Markt
Moderna, ein US-Pharmakonzern, strebt bis 2025 die Markteinführung eines Krebsimpfstoffs an. Dabei setzt das Unternehmen auf eine beschleunigte Zulassung des mRNA-Mittels in Europa.
Was sind mRNA-Impfstoffe?
Die mRNA, auch als Boten-RNA bekannt, übernimmt im Körper die Funktion einer Kopie des genetischen Bauplans. Im Gegensatz zur gesamten DNA im Zellkern wird diese Kopie benötigt, wenn ein Gen anderswo in der Zelle für die Proteinproduktion gebraucht wird. Die Verwendung von mRNA als Impfstoff beinhaltet die Codierung eines kurzen mRNA-Strangs für ein Antigen, oft ein Teil eines Erregers, der für das Immunsystem erkennbar ist. Die mRNA wird im Körper in das Antigen übersetzt, was eine Immunantwort auslöst. Diese Impfstoffe ermöglichen nicht nur eine schnelle Entwicklung, sondern könnten auch individualisierte Krebstherapien ermöglichen.
Vorteile der mRNA-Impfstoffe
Ein herausragender Vorteil dieser Methode besteht darin, dass die erzeugten Antikörper äußerst spezifisch sind und ausschließlich gegen Krebszellen wirken. Ein weiterer Vorteil der mRNA-Technologie besteht darin, dass die Zellen, die Antikörper produzieren, möglicherweise ein Leben lang erhalten bleiben könnten, ähnlich wie es nach einer Immunisierung oft der Fall ist. In einem solchen Szenario könnten zurückkehrende Krebszellen nach Jahren äußerst effizient bekämpft werden. Dies auch möglicherweise ohne dass die Patienten etwas davon bemerken. Dadurch könnte diese Therapieform zu einem wirklichen Heilmittel gegen Krebs werden.
Moderna liefert ersten mRNA-Impfstoff gegen Hautkrebs
In Düsseldorf kündigte Stéphane Bancel, CEO von Moderna, an, dass der erste mRNA-Impfstoff gegen Hautkrebs innerhalb von zwei Jahren zugelassen werden könnte. Dies hänge jedoch von der Entscheidung der Behörden für eine beschleunigte Zulassung ab.
Moderna hat Konkurrenz von Biontech und Curevac
Moderna strebt an, vor deutschen Konkurrenten den Markt zu betreten. Biontech aus Mainz arbeitet ebenfalls an personalisierten mRNA-Krebsimpfstoffen. Auch Curevac aus Tübingen, das im Rennen um die Entwicklung eines Corona-Impfstoffs gescheitert ist, plant, bis 2028 eine Krebsimpfung auf den Markt zu bringen. Für Moderna ist der Erfolg neuer Medikamente entscheidend, da der gesamte bisherige Unternehmensumsatz ausschließlich auf den Einnahmen durch Spikevax, dem Corona-Impfstoff, basiert.
Die aktuellen Geschäftszahlen von Moderna verdeutlichen die dringende Notwendigkeit für neue Umsatzquellen. Im dritten Quartal 2023 verzeichnete das Unternehmen einen Umsatz von 1,8 Milliarden Dollar. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 3,4 Milliarden Dollar. Für 2024 wird nun ein Ziel von vier Milliarden Dollar angepeilt. Um die Zahlen zu verbessern, plant Moderna im Jahr 2024 auch die Markteinführung eines Impfstoffs gegen die gefährliche Atemwegsinfektion RSV. Damit wird eine erhebliche Umsatzsteigerung erwartet. Doch der Haupttreiber für die geplante positive Umsatzentwicklung sollte das Krebsmedikament sein.
Moderna ist zuversichtlich
Die bisherigen Ergebnisse von Moderna unterstützen die Zuversicht des Unternehmens hinsichtlich einer schnellen Zulassung. In einer Phase-2-Studie zum Hautkrebsmittel wurde festgestellt, dass das Rückfallrisiko für Patienten nach drei Jahren bei 49 % liegt. Der Impfstoff wird in Kombination mit der etablierten Krebsimmuntherapie Keytruda des amerikanischen Pharmakonzerns MSD verabreicht. Das Risiko für Fernmetastasen, also die Ausbreitung von Tumorzellen in andere Körperteile, wurde um 62 % reduziert. Die Sterblichkeitsrate der Patienten sank nach drei Jahren um die Hälfte. Um eine Zulassung zu erhalten, muss die letzte und entscheidende klinische Phase 3 abgeschlossen sein. Seit Juli rekrutiert Moderna dafür Patienten.
Die Studie soll im Jahr 2024 beginnen. Die Ergebnisse werden grundsätzlich dann nach ein, zwei und drei Jahren vorliegen, sodass das Medikament im regulären Zulassungsprozess voraussichtlich nicht vor 2028 auf den Markt kommen könnte. Doch das Medikament könnte in ein beschleunigtes Zulassungsprogramm aufgenommen werden.
Der Herstellungsprozess ist zeitaufwendig
Derzeit benötigt Moderna 70 Tage, um das Produkt herzustellen. Dies wird vom Zeitpunkt der Entnahme der Zellen beim Patienten bis zur Verabreichung des fertigen mRNA-Mittels berechnet. Wenn das Produkt auf den Markt kommt, wird Moderna nur noch 30 Tage für diesen Prozess benötigen. Da Krebs sich schnell entwickelt, ist jeder Tag für die Patienten von großer Bedeutung. „Die Chance, Krebs erfolgreich zu behandeln oder zu heilen, ist unabhängig von der Technologie sehr gering, wenn die Erkrankung spät erkannt wird“, erklärt der CEO von Moderna. Daher sieht er die Zukunft der Krebstherapie in einer Kombination aus fortschrittlichen Methoden der Krebsfrüherkennung und innovativen Therapieansätzen wie der Neoantigentherapie.